Part I: Doppelte Wesentlichkeit im Unternehmen – Begriffsbestimmung und Relevanz

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Wie wird Wesentlichkeit im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung definiert?

Im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung bezieht sich Wesentlichkeit (Materialität) auf die Identifizierung und Berichterstattung über Themen, die für die wirtschaftliche, ökologische und soziale Leistung eines Unternehmens von Bedeutung sind. Diese drei Themenbereiche werden unter dem Kürzel ESG zusammengefasst, wobei E für Environmental, S für Social und G für Governance steht. Diese Themen sind für die Nachhaltigkeit eines Unternehmens entscheidend, weil sie einen wesentlichen Einfluss auf die Entscheidungsfindung der Stakeholder haben können. 

Was bedeutet doppelte Wesentlichkeit, bzw. doppelte Materialität?

Das Prinzip der doppelten Wesentlichkeit bezieht sich im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung darauf, dass sowohl die finanziellen Auswirkungen von Nachhaltigkeitsthemen auf das Unternehmen als auch die Auswirkungen der Geschäftstätigkeit des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft berücksichtigt werden. Diese zwei Ansichtsweisen werden als Inside-Out und Outside-In bezeichnet.

Inside-Out – Impact Materiality

Die Inside-Out Perspektive konzentriert sich auf die Auswirkungen der Geschäftstätigkeit des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft, unabhängig davon, ob diese Auswirkungen finanzielle Konsequenzen für das Unternehmen haben.

Beispiel: Die Emissionen eines Unternehmens könnten erhebliche Umweltbelastungen verursachen oder seine Arbeitspraktiken könnten bedeutende soziale Auswirkungen auf die lokalen Gemeinschaften haben.

Outside-in – Financial Materiality

Die Outside-In Perspektive betrachtet die Nachhaltigkeitsthemen, die einen signifikanten Einfluss auf die finanzielle Leistung des Unternehmens haben könnten. Dies umfasst Risiken und Chancen, die die Einnahmen, Kosten, Vermögenswerte, Verbindlichkeiten oder den Zugang zu Kapital beeinflussen könnten.

Beispiel: Ein Unternehmen könnte finanzielle Risiken aufgrund von verschärften Umweltregulierungen oder von klimabedingten Schäden an Produktionsanlagen haben.

Warum ist die doppelte Wesentlichkeit wichtig für Unternehmen?

Die doppelte Wesentlichkeit ermöglicht es Unternehmen, sowohl die internen als auch die externen Auswirkungen ihrer Aktivitäten umfassend zu betrachten. Dies führt zu einer transparenteren und verantwortungsvolleren Unternehmensführung.

Stakeholder-Engagement: Durch die Berücksichtigung der Erwartungen und Interessen verschiedener Stakeholder-Gruppen können Unternehmen deren Vertrauen gewinnen und ihre langfristige Nachhaltigkeit sichern.

Regulatorische Anforderungen: Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verlangt von Unternehmen, dass sie sowohl die finanziellen Auswirkungen von Nachhaltigkeitsthemen als auch die Auswirkungen ihrer Aktivitäten auf Umwelt und Gesellschaft berichten. Auch die GRI-Standards fördern den Ansatz der doppelten Wesentlichkeit, indem sie von Unternehmen verlangen, sowohl die finanziellen als auch die nicht-finanziellen Auswirkungen ihrer Aktivitäten zu berücksichtigen.

Unser Experte

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Matti Fiedler
Matti Fiedler begleitet Unternehmen und Organisationen bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsberichterstattung gemäß CSRD und EU-Taxonomie, sowie des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG).